von Sarah Wyndler, Olten
Watvögel, auch Limikolen genannt, bewohnen vor allem die Küstenregionen und Tundragebiete des hohen Nordens. Wie der Name Watvogel erahnen lässt, sind sie häufig im seichten Wasser und an Gewässerufern auf der Suche nach Insekten, Würmern oder kleinen Krebstieren zu sehen. In der Schweiz sind sie spärlich anzutreffen. Am häufigsten sind sie während den Zugzeiten im Frühjahr und Herbst in Feuchtgebieten zu beobachten.
In diesem Jahr haben Ornithologen auch in Olten Watvögel beobachtet. Die brachliegenden Flächen in Olten Südwest haben für viele seltene Tiere und Pflanzen einen grossen Wert als Lebensraum. Bis anhin sind in diesem Gebiet über 100 verschiedene Vogelarten gesichtet worden, unter anderem auch Watvögel auf der Durchreise. Im letzten Frühjahr hat sich sogar ein Paar Flussregenpfeifer niedergelassen.
Ursprünglich bewohnte der Flussregenpfeifer natürliche Kiesflächen entlang von Flüssen, heute ist er bei uns fast nur noch in Kiesgruben anzutreffen. In der ganzen Schweiz gibt es nur rund 100 Brutpaare und er gehört damit zu den stark gefährdeten Arten der Roten Liste.
Der Flussregenpfeifer, ein kleiner braunweisser Vogel mit einer schwarzen Maske und gelbem Augenring, ist etwas grösser als ein Sperling und fällt auch geübten Beobachtern einzig durch Bewegungen im Kies auf.
Noch schwieriger zu sehen sind die Eier, die auf den Boden zwischen die Steine gelegt werden. Als die Ornithologen in Olten Südwest den brütenden Flussregenpfeifer bemerkten, haben sie die Kiesfläche mit einem Band markiert und auf die seltenen Vögel hingewiesen. Denn die Gefahr ist gross, dass Leute auf das «unsichtbare» Nest treten oder die Vögel vom Nest vertreiben. Die Freude war gross, als nach ein paar Wochen Brutdauer frisch geschlüpfte Jungvögel umherrannten.
Als Nestflüchter begannen die Jungvögel sofort mit dem Picken nach Würmern und Insekten. Die flugunfähigen Jungvögel schienen eine einfache Beute für die herumstreifenden Katzen zu sein. Glücklicherweise wussten sich die Vogeleltern zu helfen und lenkten die Aufmerksamkeit der Räuber durch Vortäuschen eines gebrochenen Flügels auf sich und lockten diese von den Jungvögeln weg. Die gemeinsamen Anstrengungen von Vogeleltern und Ornithologen machten sich denn auch bezahlt. Die Jungvögel konnten gerettet werden.
In der Zwischenzeit ist das Gelände wieder leer. Die Familie der Flussregenpfeifer ist bereits unterwegs in ihr Winterquartier in Afrika. Wer in der Zwischenzeit Watvögel beobachten will, kann dies in der Städtischen Volière tun. Dort ist der Amerikanische Stelzenläufer zu beobachten. Mit seinem nadelförmigen Schnabel, den langen roten Beinen und dem schwarz-weissen Gefieder ist er dem europäischen Stelzenläufer sehr ähnlich.
Nur die weissen Anteile am Kopf und Nacken unterscheiden den Exoten von der europäischen Art. Watvögel in ihren verschiedenen Kleidern zu bestimmen, ist selbst für versierte Fachpersonen eine Herausforderung. Umso grösser dann die Freude, sie von Nahem betrachten zu können.
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![]() Unscheinbar in eine Kiesmulde gelegt: Die Eier des Flussregenpfeiferstd> |
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